Thứ Ba, 19 tháng 9, 2023

Telc C1. Deutsche Wortschatz. 9

9.Interkulturalität

9.1.Schöne neue Welt: Was macht Kultur mit uns?

9.2.🎧Ankommen in neuen Kulturen

9.3.Selbstständige mit ausländischen Wurzeln

9.4.Definition: Migrationshintergrund

9.5.Wann ist man deutsch?

9.6.Prüfungstraining: Leseverstehen, Teil 1

9.1.Schöne neue Welt: Was macht Kultur mit uns?

 

 

 Heimatkultur ist das, was uns von Kindheit

an geprägt hat... oder nicht? - Spontan fällt mir bei „Prägung" die Münze ein, die - einmal als Rohling durch die Münzprägeanstalt gegangen - ihre einzigartige Form und Gestalt für immer behält: Aus einem Rubel wird niemals ein Euro werden, egal wo er auftaucht. Nur durch extreme äußere Einwirkung kann eine Münzprägung verändert oder zerstört werden: Wasser und Luft machen sie rostig, Säure verätzt sie und jahrelange Benutzung verfärbt sie.

Und nun wir: Wir sind alle kulturgeprägt.

Wirken also fremde, neue Kultureinflüsse auf unsere Persönlichkeit wie Säure oder Rost

auf die Münze? Oder gibt es vielleicht noch

 ein anderes Bild für den Zusammenhang zwischen Kultur und Persönlichkeit? Was passiert wirklich, wenn wir uns als Ankömmlinge in einer „zweiten Heimat" auf eine neue Kultur einlassen?

Ich sitze im Zug, wo Gleise und Weichen wie ungeordnete Linien an mir vorbeifliegen, während ich ein Manuskript von Carmen Carmona lese, die ich demnächst für ein Interview zum Thema „Kultur" treffen will.

Auch hier geht es um Linien, Weichen, Wendepunkte, um Abfahrten und Ankommen und um Persönlichkeit.

Carmen Carmona ist kolumbianische Einwanderin und hat ein Konzept für

 

 

 Persönlichkeit" gefunden, das zunächst ungewohnt klingt, bei genauerem Betrachten allerdings verblüffend offensichtlich wird: Sie vergleicht Persönlichkeit mit unserem Fingerabdruck, der jeden von uns unverwechselbar mache. Das Neue daran sei das Wissen über das „Wann" und „Wie" des Entstehens der Rillen in unseren Fingerkuppen. Sie entstünden in den Monaten, bevor der Mensch ans Licht der Welt komme, und zwar durch Druck, Spannung und Widerstände während der vorgeburtlichen Zeit in dem engen Wohnraum des Ungeborenen. Dieser so entstandene Fingerabdruck bleibe von Geburt an für immer unser Markenzeichen für unsere „Identifizierbarkeit".

 Sollte unsere Persönlichkeit auch in Linien, Spiralen, Rillen, Kurven und Parallelen verlaufen? Sollte demnach auch unser Raum auf der Erde mit all seinem Druck, seinen Spannungen, Widerständen und Widersprüchen dafür verantwortlich sein, welche Rillen und Furchen in unsere Persönlichkeit eingegraben werden?

Der Vergleich scheint interessant und funktioniert auch im Hinblick auf die zeitliche Dimension: Der Fingerabdruck sei fertig, wenn wir diese Welt verlassen. Der Faltenwurf unserer Persönlichkeit dauere demgemäß unser ganzes Leben an, das wir am Licht der Welt verbringen, und werde erst ganz am Ende abgeschlossen sein. Solange

 

 

 wir da seien, entstünden in unserer Persönlichkeit neue Linien, Muster, Abdrücke, Einschnitte und Wendungen. Unsere Persönlichkeit werde ständig von außen gedrückt, gespannt und zerklüftet. Ein neues Bild für Entwicklung. In besonderem Maß drücke und schiebe demnach auch eine neue Kultur an der Persönlichkeit.

Nach der Lektüre stelle ich fest, dass der Begriff kulturelle PrägungEN" den Aspekt von Veränderbarkeit wesentlich besser trifft als das Bild mit der Münze. Kulturelle Begegnung muss dabei nicht ätzend sein, muss nicht erdrücken oder verfärben. Kultur berührt aber in jedem Fall, bewegt und schafft neue Muster.

 9.2.🎧Ankommen in neuen Kulturen

 

 

 Unterhalten wir uns also über Kultur, oder vielleicht besser: über Kulturen. Als Einwanderin aus Kolumbien können Sie hier vermutlich wichtige Einschätzungen geben. Ich möchte gerne herausfinden, welchen Anteil Kulturen bei der Ausgestaltung von Persönlichkeit haben.

Die Frage drängt sich natürlich auf. Aber lassen Sie uns dabei nicht nur über Kultur sprechen, sondern vielleicht zuerst über ,,Natur". Ich komme aus Kolumbien und am Anfang, als ich hierher nach Deutschland kam, sahen viele Dinge, die mir aus der Natur

vertraut waren, auf einmal ganz anders aus.

 Dinge aus der Natur? Woran denken Sie?

Ja, zum Beispiel so banale Dinge wie Sonne, Mond und Sterne. Da gibt es am Himmel manche Sterne nicht mehr, wenn man von Deutschland aus an den Himmel schaut. Es gibt sie, klar, aber sie sind entweder verdeckt oder optisch so verschoben, dass es quasi ein neues Weltbild gibt. Oder schauen Sie, die Sonne: Ich war es am Aquator gewohnt, dass die Sonne ein Leben lang mittags senkrecht über einem steht. In Deutschland fehlt diese Verlässlichkeit. Je nach Jahreszeit ist sie mittags immer woanders. Diese ganzen neuen Koordinaten, manche Schief- oder Schräglagen von Gestirnen, die ich von zu

 

 

 Hause nicht kannte - schon das allein genügt, um einiges in der Persönlichkeit anzustoßen.

Und Sie meinen, dass auch die andersartige Kultur etwas in Ihnen verbiegt oder verrückt?

Verrückt ist ein gutes Wort, wenn man das Verb und den Effekt betrachtet. Kultur kann zum Beispiel Horizonte verdecken oder öffnen.

Geistige Horizonte?

Nein, reelle Horizonte ...

 Das klingt spannend, und das müssen Sie uns ein wenig erklären! Ich kannte es aus meiner Heimatstadt Medellín kaum, auf einen natürlichen Horizont zu schauen, also eine Linie ganz weit entfernt - wo Himmel und Landschaft aufeinandertreffen. Die Natur ist dort überall von städtischen Strukturen verstellt.

Ist das nicht ähnlich in allen Großstädten?

Ich empfinde es hier anders und wesentlich freier. Die wunderschöne Natur Kolumbiens ist nicht so einfach zugänglich. Überall lauert Kriminalität, man gewöhnt sich an die innerstädtischen Ansichten ohne weite

 

 

 Horizonte. Ich weiß noch, wie ich anfangs unendlich viele Sonnenuntergänge am weiten Karlsruher Horizont fotografiert habe und diese Fotos an die Daheimgebliebenen in meine Heimat geschickt habe. Ebenso das Kommen und Gehen der Jahreszeiten, was ich so nicht kannte. Ich habe zum ersten Mal erlebt, wie es ist, auf diese explodierende Natur im Frühling zu warten, den Sommer als etwas Begrenztes zu erleben, die Natur dabei zu beobachten, wie sie sich im Herbst zurückzieht, und mit über 40 habe ich das erste Mal gesehen, wie der Schnee alles mit einer weißen Decke zudeckt. Das hat bei mire ine neue Art von Demut entwickelt.

 Ganz neue Weltsichten sozusagen. Und es scheint so oft um Dinge zu gehen, die verdeckt oder unverdeckt auf einmal eine ganz neue Rolle spielen. Und Sie erzählen Dinge, mit denen ein Einheimischer sich bisher noch gar nicht befasst hatte, einfach weil sie zu normal scheinen.

Genau darum geht es ja. Und da sind wir natürlich auch mitten im Thema „Kultur": Es gab und gibt jeden Tag immer wieder Neues, was ich hier zum ersten Mal sehe, oder Dinge, die ich hier nicht sehe, entweder weil es sie nicht gibt, oder weil sie - vielleicht auch nur für mich - verdeckt sind.

Waran dankan Cia da anantan?

 

 

 Woran denken Sie da spontan?

Das Lachen der Menschen auf der Straße, das allgegenwärtige Bekümmern der Menschen untereinander. Ich habe mich gefragt: Wie kann das sein, dass an einem Ort der Welt, wo eigentlich für alle gesorgt ist, so wenig Lachen unter den Menschen ist? Oder: Sehe ich es einfach nicht?

Konnten Sie sich denn damit irgendwann arrangieren, dass wir eben so sind? Und dass wir anscheinend nicht ständig an den Belangen der anderen interessiert sind?

Das war am Anfang verdammt schwer. Es ist,

 wie wenn du die ganze Zeit nach etwas suchst und es nirgends entdecken kannst.

Aber dann habe ich versucht, dafür einen Grund zu finden, und damit konnte ich dann ganz gut leben. Ich glaube, sobald es Menschen gut genug geht wie hier in 1 diesem Land - kümmert man sich mehr um sich selbst und verlässt sich einfach darauf, dass es die anderen auch schaffen. Man bleibt mehr für sich. Die Deutschen brauchen offenbar nicht diesen permanenten Austausch, die Einmischung oder Anteilnahme. Die Deutschen respektieren einfach mehr ihren gegenseitigen Minimalabstand. Als ich das verstanden

habe, habe ich versucht, bei mir nach diesem Respekt zu suchen, mit dem ich dieses deutsche Bedürfnis bedienen konnte.

 

 

 Das erscheint mir extrem empathisch. Und die Voraussetzung für eine gelungene Integration in Ihre neue Heimat. Letztendlich kann niemand sagen, welche der beiden Lebensarten die bessere ist oder welche zu mehr Zufriedenheit führt. Manches können Sie sich aussuchen, manches scheint mehr oder weniger vorgegeben. Integrieren bedeutet ja, dem Wortsinn nach, das Einbauen von neuen Bestandteilen in etwas Vorbestehendes. Vor einigen Jahren sind Sie mit Ihrem deutschen Mann und Ihrer kolumbianischen Tochter hierher nach Deutschland gekommen. 

 Würden Sie sagen, dass Sie die deutschen Lebens-Bausteine" in Ihre kolumbianische Persönlichkeit soweit eingebaut haben?

Ich baue jeden Tag an diesem Baukasten. Als ich in Kolumbien aufbrach, musste ich mein bisheriges Leben in sechs Koffer packen. Was steckt man in sechs Koffer, die zusammen 180 Kilo wiegen dürfen? Was darf mit? Was bleibt da? Was passiert mit den vielen Dingen, die einem mal etwas wert waren? Welche davon bekommen ein „Visum", um in meinem Leben in Deutschland weiter eine Rolle zu spielen? Dinge, die mich einmal geprägt haben... Genauso wie ich damals gezwungen war, materiell zu entrümpeln, so machte und mache ich das auch mit kulturellen Gewohnheiten. Ich integriere oder entrümple...

 

 

 Ein treffender Vergleich. Bei dem Wort entrümpeln" kommen mir natürlich auch so Dinge wie das deutsche Müllkonzept in den Sinn, ein Phänomen, dem sich wirklich keiner hier im Land ganz entziehen kann. Wie war das bei Ihnen?

Ich war - sagen wir mal - erstaunt über das, was ich da sah: Alle haben die gleichen Mülltonnen, die in einem vorgeschriebenen Abstand vom Straßenrand positioniert

werden müssen, damit sie vom Müllfahrzeug erfasst werden. Das wäre in Kolumbien unmöglich. Keiner könnte den Menschen dort vorschreiben, wie eine Mülltonne geartet sein muss oder wie sie aufgestellt werden muss. Ich habe mich dann in Deutschland gefragt, wie ein Volk denken muss, damit so ein System wie hier funktioniert.

Das wäre also ein Beispiel für eine kulturelle Erscheinungsform, die Sie bis zum Zeitpunkt Ihrer Übersiedlung nie vermisst haben, die es dann in Ihrem neuen Leben aber auf einmal gab.

 Genau. Und darum geht es bei Integration

von Kulturen immer wieder. Was nehme ich mit? Was lasse ich da? Wobei muss ich mitmachen? Was kann ich sein lassen?

Frau Carmona, ich danke Ihnen für das Gespräch.

 

 9.3.Selbstständige mit ausländischen Wurzeln

 

 

 Klischee vom Döner-Imbiss

Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte sorgen für zahlreiche Arbeitsplätze in Deutschland. Die Zahl der Firmengründer mit ausländischen Wurzeln sowie der von ihnen beschäftigten Menschen stieg laut einer Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann- Stiftung in den letzten zehn Jahren um satte 33 Prozent auf knapp zwei Millionen.

„Unternehmer mit ausländischen Wurzeln sind ein Jobmotor für Deutschland", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Aart De Geus.

Während die Zahl der selbstständigen Unternehmer mit Migrationshintergrund um

 ein Viertel von 567 000 auf 709 000 stieg, erhöhte sich die Zahl der von ihnen geschaffenen Arbeitsplätze in dieser Zeit sogar um 36 Prozent von 947 000 auf 1,3 Millionen. Das sei umso bemerkenswerter, als die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland in den letzten zehn Jahren lediglich um 9 Prozent gestiegen sei, erklärte die Stiftung. Lag sie zu Beginn der Studie bei rund 15 Millionen, waren es zum Ende des Untersuchungszeitraums insgesamt rund 16,4 Millionen.

In Sachen Unternehmertum entsprechen die Einwohner mit Migrationshintergrund der Studie zufolge immer weniger dem gängigen

 

 

 Klischee von Döner-Imbissen und Kiosken an der Ecke. Demnach war im letzten Jahr fast die Hälfte der Selbstständigen mit Zuwanderungsgeschichte im Dienstleistungsbereich außerhalb von Handel und Gastronomie beschäftigt (48 Prozent).

In Handel und Gastronomie waren demnach lediglich noch 28 Prozent von ihnen tätig - erheblich weniger als noch vor zehn Jahren. Jeder fünfte Selbstständige mit ausländischen Wurzeln arbeitete den Autoren zufolge aber in der Baubranche oder im verarbeitenden Gewerbe.

Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten nicht nur als Selbstständige,

 sondern schaffen auch Arbeitsplätze und ermöglichen vielen Menschen somit eine Chance zur Teilnahme am Arbeitsmarkt", betonte De Geus. Die Selbstständigkeit wirkt dabei auch als Wohlstands- und Einkommenstreiber. Laut der von der Prognos AG im Auftrag erstellten Studie verdienten selbstständige Migranten im Schnitt pro Monat 2167 Euro und damit 40 Prozent mehr als abhängig Beschäftigte mit Migrationshintergrund.

Als Unternehmer mit mehreren Beschäftigter verdienen sie demnach sogar fast doppelt sc viel (2994 Euro). Im Vergleich zu Selbstständigen ohne Migrationsgeschichte verdienen sie aber deutlich schlechter. Diese nehmen monatlich im Schnitt 30 Prozent mehr ein.

Die Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer erklärte, das Potenzial von Migranten in Deutschland sei noch längst nicht ausgeschöpft. Gute Bildung, kompetente Beratungsangebote und intelligente Förderung könnten dafür sorgen, dass noch mehr Menschen die Chance zur Selbstständigkeit ergriffen.

 

 9.4.Definition: Migrationshintergrund

 Zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen alle, die nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugezogen sind, alle in Deutschland geborenen Ausländerinnen / Ausländer und alle in Deutschland mit deutscher Staatsangehörigkeit Geborene mit zumindest einem zugezogenen oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.

 9.5.Wann ist man deutsch?

 

 

 Sind Sie deutscher als Ihr Nachbar, nur weil Sie hier geboren sind oder weil Sie besser Deutsch sprechen? Welche Dinge sagen etwas darüber aus, wo wir uns beheimatet fühlen? Es ist nicht ganz unwichtig, sich einige Fragen über die eigene Zugehörigkeit zu stellen, bevor man über die Zugehörigkei anderer entscheidet.Jemand, der hier geboren ist, dessen Eltern aber in einem fernen Land groß geworden sind, wo auch noch der Rest der Familie lebt oder schon begraben ist, jemand, der so Deutsch spricht wie alle anderen hier auch, der hier zur Schule geht, aber in seiner Familie eine andere Sprache spricht - wo gehört der eigentlich hin? Aber auch: Wem steht es zu, solche Fragen zu stellen und zu beantworten? 

 Spielt es eine Rolle, ob man für immer oder nur vorübergehend hier ist? Ob man des Geldes, der Ausbildung oder der „Erfahrungsjahre" wegen hier ist? Ob man bei seinem Aufenthalt in Deutschland nur funktionale Aspekte im Auge hat oder ob man sich für die „Seele" des Landes interessiert und sich langfristig mit Deutschland identifizieren möchte? Wie deutsch kann und will man sich fühlen, wenn man zum Studieren nach Deutschland kommt?

Bevor man also andere „positioniert", sollte man zunächst die eigene Zugehörigkeit definiert haben. Prüfen Sie doch einmal, welche Fragen Sie,,in deutschem Sinne" beantworten können und wollen, und klären

 

 

 Sie dann, welche Antworten sowohl in eigener Sache" als auch bei anderen Menschen zu einer deutschen Identität führen.

Hier ein paar - sehr persönliche" - Fragen für alle, die schon länger hier sind, die erst seit Kurzem in Deutschland leben, die hier geboren sind, hier bleiben oder nur vorübergehend in diesem Land leben: Sind Ihre Eltern deutsch? Ihre Mutter, Ihr Vater? Sind Sie in Deutschland geboren? Diese Fragen sind die „Pass-relevanten" Fragen, die der Staat vereinfacht stellen darf, um Zuordnungen zu machen. Manchmal wird weiterhin gefragt: Sprechen Sie so gut Deutsch wie die anderen? Aber es gibt viele „andere" hier. Manch ein Germanistikstudent aus Kinshasa, der hier lebt, spricht besser Deutsch als manch ein gebürtiger Deutscher. Was bei der Zuordnung auch herangezogen wird, ist die Frage, ob man seine Steuern in Deutschland bezahlt, also am Wohl aller beteiligt ist. Viel allgemeiner und mit mäßiger Treffsicherheit: ob man deutsch aussieht.

Was nie gefragt wird und so gut wie unsichtbar ist: ob man auf Deutsch träumt, ob man bei der WM zur deutschen Nationalelf hält, ob man über die Witze der Deutschen lachen kann, deutsches Essen isst, deutsches Fernsehen schaut, eine deutsche Zeitung liest oder in eine deutsche Kirche geht.

Prüfen Sie nach der Beantwortung der Fragen, welche Bedeutung sichtbare, aber vor allem auch unsichtbare Kriterien bei der Zugehörigkeit zu einer Nation haben. Und stellen Sie sich die Frage, ob es wirklich wichtig ist, auf die eine oder andere Frage ,,deutsch" oder „nicht deutsch" geantwortet zu haben. Kultur steht im Gegensatz zu Nationalität oder Staatsangehörigkeit letztendlich nicht im Pass, sondern drückt sich in anderen Mischformen der Zugehörigkeit aus.

 

 9.6.Prüfungstraining: Leseverstehen, Teil 1

 


 Der Einfluss stereotyper Bilder bei interkulturellen Begegnungen

Interkulturelle Begegnungen im beruflichen Kontext sind geprägt von Stereotypen, also vorgefassten, bislang ungeprüften bildhaften Schablonen. Dabei sind Stereotype natürliche Wahrnehmungsfilter, als solche vereinfachend und beschleunigend.

In der Kommunikation zwischen

verschiedenen Kulturen wirken zum einen gegenseitige Stereotype, also das holzschnittartige Vorwissen über die jeweils andere kulturelle Gruppe. Zum anderen verwenden Gesprächspartner sogenannte Zuschreibungen. Dies sind Vermutungen. dass das Gegenüber automatisch die

 erwarteten Gruppenmerkmale trägt. Darüber

hinaus spielt es auch eine Rolle, dass jeder Kommunikationspartner individuell und ohne Generalisierungen wahrgenommen werden möchte. Diese drei Faktoren können wechselseitig zu Missverständnissen oder - teilweise ungewollten - Diskri ninierungen in interkulturellen Überschneidur gssituationen führen.

Stereotype unterscheiden sich in ihrer Ausrichtung: Heterostereotype beziehen sich auf andere Gruppen als die, der man selbst angehört. Autostereotype dagegen beziehen sich auf die Gruppe, der man selbst angehört. Üblicherweise fallen Heterostereotype negativer als Autostereotype aus, woraus sich eine

 

 

 generelle Verzerrung der menschlichen Wahrnehmung ableiten lässt: Diese trägta dazu bei, dass das Eigene als positiv empfundener Standard, das Fremde als unnormal und stellenweise abwertend betrachtet wird. Das Phänomen erklärt beispielsweise auch den subjektiv höher empfundenen Anteil an Straftatel in Deutschland durch Ausländer oder Menschen mit Migrationshintergrund im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung. Statistiken belegen, dass die vermutete proportionale Verteilung deutlich über der realen anteiligen Verteilung - also zulasten der Migranten - liegt. Diese als O hering' bezeichnete Verlagerung von Negativem au „andere" und die damit verbundene Abwertung können sich als teilweise sehr

 problematisch für interkulturelle

Begegnungen in privatwirtschaftlichen

Geschäftsbeziehungen, im Kundenkontakt im Verwaltungsbereich sowie in der Sozial- und

Bildungsarbeit darstellen.

Gruppenzugehörigkeiten werden tendenziell leicht überbewertet, was das

Kommunikationsverhalten beider Seiten in hohem Maße steuert. Dabei wirken solche Stereotype und Zuschreibungen vor allem unbewusst. Deshalb lassen sie sich nur

durch Sensibilisierung vermeiden oder einschränken. Gelungene

Geschäftsbeziehungen oder Kundenkontakte im interkulturellen Kontext zeichnen sich durch einen hohen Grad an Bewusstsein der Gesprächsbeteiligten für die Wirksamkeit von Stereotypen und damit durch eine generell angemessene Handlungskom petenz aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 









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