Thứ Hai, 18 tháng 9, 2023

Telc Deutsche C1-Wortshatz - 8.

 Telc Deutsche Wortshatz C1

8. Wirtschaft

8.1.Arbeit und Gesundheit I

8.2.→ 🎧Arbeit und Gesundheit II

8.3.Prüfungstraining: Sprachbausteine

8.4.Banken und ihr Ruf

8.5.🎧Pro und kontra Nachhaltigkeitsbanken

8.6.🎧Studentische Unternehmer

8.7Scheitern

 8.1.Arbeit und Gesundheit I

 

 

 1,,Wer sich gern bückt, dem tut der Rücken nicht weh." (Deutsches Sprichwort)

2,,Arbeit ist die Würze des Lebens." (Deutsches Sprichwort)

3,Nicht zu arbeiten ist schlimmer, als sich zu überarbeiten." (Samuel Smiles (1812-1904), englischer Arzt, Biograf und Sozialreformer)

4,,Wer sich allzu oft bückt, fängt an, krumm zu gehen und zu denken." (Aus Persien)

5,,Es ist fruchtvoller, nichts zu tun, als mit viel Mühe nichts zu schaffen." (Aus China)

6,,Arbeit macht langfristig entweder OK Spaß oder krank." (Unbekannt)

7,,Egal wie viel du arbeitest, es gibt jemanden, dem das nicht genug ist." (Sprichwort)

8,Arbeit, die uns Vergnügen macht, heilt ihre Müh." (Friedrich von Schiller (1759-1805), deutscher Dichter und Dramatiker)

 8.2.→ Arbeit und Gesundheit II

 

 

Wir arbeiten, um zu leben. Oder leben wir, um zu arbeiten? Der Beruf nimmt in unserer Gesellschaft einen besonders hohen Stellenwert ein. Wir definieren uns und andere über die Arbeit. Wenn wir privat eine neue Person kennenlernen, fragen wir sehr oft danach, was er oder sie beruflich macht. Gegenüber Menschen ohne Arbeit haben wir meistens Mitleid, und sie selbst fühlen sich oft von der Gesellschaft ausgeschlossen und nutzlos.

Da sollte man doch denken, es ist ganz normal, dass man seine Arbeit gern macht und sich auf der Arbeit, sei es im Büro, in einer Praxis oder auf dem Bau, wohlfühlt.

 Tatsächlich ist es jedoch oft ganz anders. Termin- und Leistungsdruck, permanente Unterbrechungen sowie das viel gerühmte Multitasking machen uns erst psychisch und dann physisch krank. Depressionen, Burn-out oder Schlafstörungen sind häufige Diagnosen. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, ziehen sie sehr oft physische Erkrankungen wie chronische Herzprobleme oder Diabetes nach sich. Tatsächlich ist der Krankenstand in einem Unternehmen ein guter Indikator dafür, wie es um das Arbeitsklima dort bestellt ist.

Statistisch betrachtet verursachen psychische Erkrankungen mehr Arbeitsunfähigkeitstage, also Tage, an denen ein Mitarbeiter wegen Krankheit nicht zur Arbeit gehen kann, als Unfälle und Verletzungen. Sie sind außerdem der häufigste Grund, weshalb Arbeitnehmer in die Frühverrentung gehen, und sie tun dies mit durchschnittlich 48,3 Jahren auch deutlich früher als aus anderen Gründen. So schlimm eine psychische Erkrankung und die daraus resultierende Arbeitsunfähigkeit für den Betroffenen ist, so gravierend sind auch die volks- und betriebswirtschaftlichen Konsequenzen. Politik und Wirtschaft dürfen das Risiko durch psychische Belastungen am Arbeitsplatz also nicht unterschätzen. Studien haben ergeben, dass hier vor allem die Führungskräfte gefragt sind. Sie haben es in der Hand, mit ihrem Verhalten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen oder zu belasten. 

 

 8.3.Prüfungstraining : Sprachbausteine

 Daten und Fakten Immer häufiger werden bei Menschen psychische Erkrankungen diagnostiziert. Darunter leiden die betroffenen Personen und ihre Angehörigen schwer, gleichzeitig haben diese Erkrankungen aber auch beträchtliche Folgen für Unternehmen und die Gesellschaft. Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichnen im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen seit Jahren einen stetig wachsenden Anstieg an Arbeitsunfähigkeitstagen, also Tagen, an denen ein Arbeitnehmer wegen Krankheit nicht zum Arbeitsplatz kommen kann. Lag die Zahl vor etwa 15 Jahren noch bei über 33 Millionen, so stieg sie bis zum letzten Jahr

 auf knapp 80 Millionen. Statistisch war im letzten Jahr somit jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer zwei Tage wegen psychischer Probleme krankgeschrieben. Das übersteigt deutlich die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage durch Unfälle und Verletzungen mit zusammen 55,4 Millionen. Auffällig ist zudem, dass eine Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Gesundheitsstörungen im Durchschnitt länger dauert als bei allen anderen Erkrankungen. Der neueste BKK- Gesundheitsreport gibt für diese Erkrankungsgruppe eine durchschnittliche Krankheitsdauer von 39,1 Tagen an. Das ist das Dreifache der gesamten durchschnittlichen Krankschreibungsdauer.

 

 

 Für die Krankenkassen bedeutet dies pro Jahr Kosten in Höhe von 16 Milliarden Euro allein für psychische Erkrankungen. Zu diesen direkten Krankheitskosten kommen Ausgaben der Rentenversicherung hinzu. Wegen Depressionen, Burn-out und ähnlicher Leiden gehen Arbeitnehmer nicht nur am häufigsten in die Frühverrentung, sondern sind mit einem durchschnittlichen Renteneintrittsalter von 48,3 Jahren auch wesentlich jünger als Personen, die wegen körperlicher Erkrankungen aus dem Arbeitsleben ausscheiden.

Die Unternehmen müssten ebenfalls ein starkes Interesse an gesunden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben. Jede Krankheit eines Mitarbeiters kostet siebares Geld. Fällt ein Mitarbeiter aus, sinkt die Produktivität des gesamten Teams. Schleppt sich der erkrankte Arbeitnehmer zur Arbeit, ist er deutlich unproduktiver als in gesundem Zustand. Einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Belegschaft haben psychische Belastungen im Job. Überforderung, permanenter Termin- und Leistungsdruck sowie dauernde Unterbrechungen sind die größten Stressfaktoren im Job und damit die Hauptursache für psychische Erkrankungen.

Einige Studien widersprechen jedoch der verbreiteten Annahme, dass es in den letzten Jahrzehnten, auch bedingt durch beruflichen Druck, eine beträchtliche Zunahme psychischer Erkrankungen gegeben habe. Die steigenden Fallzahlen der Sozialversicherung scheinen dies zwar auf den ersten Blick zu belegen. Allerdings gehen diese nicht auf eine steigende Anzahl von Krankheitsfällen zurück: Anders als vor 20 Jahren ist man sich heute jedoch dieses Problems bewusst. Früher wurden psychische Leiden dagegen nicht ernst genommen. Man diagnostizierte und behandelte lediglich die körperlichen Spätfolgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus.

 8.4.Banken und ihr Ruf

 Die „guten Banken"

Es gibt in Deutschland die Banken, die unter schlechten Noten für ihre Beratung und misstrauischen Kunden leiden. Und es gibt die Ökobanken. Denen laufen die Sparer seit einiger Zeit in Massen zu. „Wir schaffen es kaum noch", stöhnt mancher Vertreter dieser nachhaltig investierenden Institute, die sich an sozialen und ethischen Maßstäben orientieren. Sie sind so etwas wie die Bioläden der Finanzbranche.

Die GLS Bank, die größte der deutschen Ökobanken, gewinnt mehr und mehr neue Kunden, auch die Einlagensumme legte deutlich zu. Andere soziale Banken verzeichneten ähnliche Wachstumsraten.

 Doch wird das so weitergehen? Kritiker behaupten, die sozialen Banken seien bloẞ Krisengewinnler und ihr starker Zulauf ein vorübergehendes Phänomen. Andere nehmen die Ökobanken grundsätzlich nicht ernst. Die älteste, die GLS Bank, ist seit über 40 Jahren aktiv und Marktführer unter diesen Spezialbanken. Ihre Bilanzsumme umfasst aber nicht einmal einen Bruchteil dessen, was die Deutsche Bank in den Büchern hat.

„Der Marktanteil der sozialen Banken ist erschreckend gering", sagt Matthias Köhler vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Von den etwa einem halben Dutzend Konkurrenten der GLS Bank kennt kaum jemand die Namen, sie haben Kundenkarteien, die in Visitenkartenschachteln passen.

 

 

  Insgesamt kommen die sozialen Banken in Deutschland auf schätzungsweise eine halbe Million Kunden. Trotzdem sind viele überzeugt: Dem Social Banking gehört die Zukunft. „Ethisch korrektes Verhalten wird für jeden Finanzdienstleister zu einem langfristig entscheidenden Wettbewerbsfaktor", sagt der Marketingexperte Walter Capellmann. Nach einer aktuellen ZEW-Umfrage glaubt jeder zweite Manager der Finanzbranche, Social Banking werde zum langfristigen Trend im Bankensystem. Und tatsächlich wünscht sich die Hälfte aller Bundesbürger, ihr Geld nachhaltig anzulegen.

Einerseits spielt den „guten Banken" die Finanzkrise in die Hände, helfen ihnen die Diskussionen um Schrottpapiere, Bankenrettungen und Millionengehälter, die dem Image der Großbanken geschadet haben. Vielen Menschen sagt das Bauchgefühl: In unserem Bankensystem stimmt etwas nicht", sagt Katharina Beck vom Institute for Social Banking. „Die meisten Leute, die Geld anlegen, wissen gar nicht, dass sie damit womöglich Kinderarbeit, Waffenhandel oder Umweltzerstörung unterstützen. Manche erkennen erst jetzt, welche Steuerungsfunktion Geld hat und wie wichtig es ist, wem man es in die Hand gibt. Die sozialen Banken versprechen den Kunden, dass ihr Geld nur in Umwelt-, Kultur- oder Bildungsprojekte fließt. Wohin genau, lässt sich in ihren Rechenschaftsberichten nachlesen. Besonders konsequent ist dabei die GLS Bank, die jeden einzelnen Kredit angibt, ob ihn nun ein Biobäcker bekommen hat oder eine Waldorfschule. Das ist Transparenz, wie Kunden sie sich zunehmend wünschen.

 Andererseits beschleunigt die Krise nur ein Wachstum, das bereits länger zu beobachten ist. Die tiefere Ursache für den Erfolg der sozialen Geldhäuser ist sie jedoch nicht, sagt Ulrich Hoyer von der Unternehmensberatung zeb. Er sieht „einen langfristigen Wertewandel, der sich schon seit über zehn Jahren andeutet". Gemeint ist der Wunsch nach Bio, nach Öko, nach bewusstem Leben. Dieser Wunsch, so Hoyer, zeige sich in vielen Verbraucherstudien, ob es nun um Lebensmittel, Naturkosmetik oder schadstofffreie Kleidung gehe. Daher prognostiziert er auch einen weiteren Anstieg der Kundenzahlen der sozialen Banken.

Das Problem mit solchen Prognosen: Groß ist oft der Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit. So beliebt zum Beispiel Biolebensmittel sind ihr Anteil am deutschen Lebensmittelmarkt beträgt nur wenige Prozent. Warum soll es bei den Finanzprodukten anders sein? 1997 gab es zwar nur zwölf grüne Fonds, während es 15 Jahre später bereits 330 im deutschsprachigen Raum sind. Und sogar 42 Prozent aller Bankkunden wünschen sich laut einer Umfrage des Sustainable Business Institute umweltverträgliche Geldanlagen -

aber kaum einer wechselt deshalb die Bank.

 

 

Glaubt man einer Allianz-Studie, ist der durchschnittliche Bankkunde ein äußerst zwiespältiges Wesen. Demnach erwarten drei von vier Kunden, dass ihre Bank auf riskante Geschäfte verzichtet, und zwei Drittel möchten, dass sie keinem Renditedruck ausgesetzt ist. Genauso viele sagen aber, sie erwarten überdurchschnittliche Zinsen. Da wird es absurd. Und schwer für die sozialen Banken. Denn diese können nicht mit hohen Zinsen locken. Stattdessen verlangen sie für ihre Girokonten meist Gebühren, einige sogar zusätzlich eine Art Mitgliedsbeitrag - für viele Menschen ist jedoch ein kostenloses Konto heute fast selbstverständlich. Nur jeder Dritte würde höhere Preise zahlen, wenn seine Bank dafür geringere Risiken einginge.

Käme heraus, dass eine Sozialbank problematische Geschäfte finanzierte, würden die Kunden das kaum verzeihen. Denn die sind Kunden aus Überzeugung. Beim Blick in Foren zeigt sich, dass sie von ihrer Bank schwärmen wie Fußballfans von ihrem Lieblingsverein. Die GLS Bank wählten sie 2010 in einer Umfrage des Nachrichtensenders n-tv und des Anlegermagazins Börse Online das erste Mal sogar zur „Bank des Jahres". Das schafften davor nur große Direktbanken. Auch die wurden anfangs müde belächelt, bis sie die Branche aufrollten.

Es könnte sein, dass die nächste Revolution 

begonnen hat die der sozialen Banken. Die Finanzbranche mit ihrem ramponierten Image könnte davon doppelt profitieren, glauben Experten: Ethisch-ökologisch korrekte Bankgeschäfte wären gut fürs Image und brächten zudem Geld. „Diese Kunden haben ein höheres Ertragspotenzial", sagt Wirtschaftsforscher Köhler vom ZEW. Sie sind gebildet und verdienen gut, weshalb auch Banken gut an ihnen verdienen können. So weit der Wunsch. Jetzt kommt die Wirklichkeit.

 

 8.5.🎧Pro und kontra Nachhaltigkeitsbanken


 

 

 1. Ach, das ist wieder so ein neumodischer Trend, ich kann dieses Wort „Nachhaltigkeit" schon nicht mehr hören. Das ist doch nur ein Marketing-Trick, mit dem die Banken den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Ich bin seit 40 Jahren bei meiner Bank und es gab nie ein Problem. Ich sehe jedenfalls nicht ein, für mein Konto auch noch Gebühren zu zahlen, wenn ich es auch kostenlos bekommen kann.

 2. Ich kenne mehrere Leute, die in den letzten Jahren zu einer Nachhaltigkeitsbank gewechselt sind. Sie sagen, sie möchten 

wissen, was mit ihrem Geld passiert, und sie möchten sicher sein, dass mit ihrem Geld keine Kredite für Konzerne finanziert werden, die Waffen produzieren oder Menschen ausbeuten. Auf der anderen Seite erhält man bei diesen Banken ja so gut wie keine Zinsen und die Gebühren sind relativ hoch. Grundsätzlich finde ich die Idee richtig, aber ich scheue noch ein bisschen die Kosten.

 

 

 3. Hier ist es doch wie überall in der Wirtschaft: Angebot und Nachfrage regulieren den Markt. Wenn es genügend Leute gibt, denen bei Geld soziale und ökologische Aspekte wichtig sind und die dafür auch höhere Gebühren und niedrigere Zinsen in Kauf nehmen, dann wird es auch die passenden Banken dazu geben. Vielleicht ist es nur ein Trend, der wieder vorübergeht. Ich glaube aber nicht, dass sich die Ökobanken gegen die klassischen Großbanken durchsetzen können.

 4. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man sein Geld einer dieser rücksichtslosen Großbanken geben kann. Wissen die Leute nicht, dass sie damit nur die internationalen Megakonzerne unterstützen, denen es lediglich auf ihren Profit ankommt? Ich möchte damit jedenfalls nichts zu tun haben. Bei meiner Bank kann ich selbst bestimmen, für welches Projekt mein Geld eingesetzt werden soll. Mit meiner Geldanlage finanziere ich zum Beispiel einen Kleinkredit an einen Reisbauern, der seinen Betrieb auf Öko-Anbau umstellen möchte. Dafür verzichte ich gern auf höhere Zinsen, die ich bei den Großbanken bekommen könnte.

 

 8.6.🎧Studentische Unternehmer

 

 

 Hallo Sven, schön, dich zu treffen. Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Wo warst du die ganze Zeit?

Hi Marie! Ich habe im letzten Semester ein Praktikum in einer Werbeagentur gemacht. Das war richtig spannend. Nur leider unbezahlt, weil es ein Pflichtpraktikum für das Studium war.

Ja, ich finde es auch nicht gerade fair, dass man für ein Praktikum kein Geld bekommt. Schließlich leistet man ja auch etwas für die Firma, gerade wenn man schon im höheren Semester ist und schon Wissen mitbringt.

 Zum Glück konnte ich nebenbei meinen Job in dem Café behalten und so weiter ein bisschen Geld verdienen. Ich bekomme ja kein BaFÖG und meine Eltern können mich nicht komplett unterstützen.

Da habe ich eine andere Strategie. Ich möchte nämlich beides: Geld verdienen und etwas Praktisches dabei lernen. Deshalb habe ich vor einem halben Jahr ein Unternehmen gegründet. Ein Freund von mir hat eine App entwickelt und ich vertreibe sie.

Was? Du hast gegründet? Das ist doch äußerst riskant und total viel Arbeit. Außerdem hast du doch noch gar keine richtige Ahnung, wie das geht, so ohne Abschluss und Berufserfahrung.

 

 

 Ach, das ist alles nicht so wichtig. Viel wichtiger ist es, so etwas mal auszuprobieren. So habe ich schon sehr viel darüber gelernt, wie ein Unternehmen funktioniert, worauf es ankommt, was man alles machen muss und wie die gesetzlichen Vorschriften sind. Das erfährst du in keiner Wirtschaftsvorlesung so schnell und praxisnah. Und wir sind gar nicht so schlecht. Bald schreiben wir schwarze Zahlen!

Aber das ist doch eine riesige Investition, woher hast du denn das Geld dafür genommen?

 So viel ist das gar nicht. Im Wesentlichen arbeiten wir von zu Hause oder wir mieten uns ab und zu einen Arbeitsplatz in einem Coworking-Space in der Nähe des Campus. Eigentlich brauchte ich nur ein bisschen Geld für eine Teilzeit-Grafikerin und einen Assistenten. Aber dafür habe ich einen Kredit bekommen.

Oh Gott, du hast einen Kredit aufgenommen? Dann startest du nach dem Studium ja gleich mit Schulden ins Berufsleben, und du weißt doch gar nicht, ob du gleich einen guten Job findest oder doch erst mal ein oder zwei

 

 

 Praktika machen musst, wie die meisten Absolventen zurzeit. Also, mir wäre das viel zu riskant. Die Banken können ganz schön gnadenlos sein, wenn man seine Raten nicht rechtzeitig bezahlt.

Ach, da bin ich wirklich optimistisch. Wie gesagt, im nächsten Monat bleibt nach Abzug aller Kosten zum ersten Mal schon etwas Geld übrig. Und als Studentin brauche ich ja auch gar nicht viel Geld. Ich habe ja noch keine Familie zu ernähren, mir reicht ein Zimmer im Studentenwohnheim, und ein bisschen bekomme ich noch von meinen Eltern. Das ist also der viel bessere Zeitpunkt für eine Gründung als später, wenn man  höhere Ansprüche und auch finanzielle Verantwortung für andere hat.

Und das Studium? Hast du das jetzt abgebrochen wegen des Unternehmens?

 


Auf gar keinen Fall! So blöd bin ich auch wieder nicht, dass ich meine Ausbildung dafür aufgeben würde. Das würde ich auch niemandem empfehlen. Nee, nee, die ist schon wichtiger. Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich für den Rest meines Lebens Unternehmerin bleiben möchte. Da will ich mir natürlich nicht irgendwelche Alternativen verbauen. Und wie machst du das dann, beides zusammen?

 

 Das ist ja vor allem eine Frage der Selbstorganisation. Und ich habe schon den Aufwand für das Studium deutlich reduziert. Man braucht ja nicht zu jeder Vorlesung immer hinzugehen. Manchmal kopiere ich mir die Notizen von meinen Kommilitonen. Die kann ich mir dann später durchlesen. Ich gehe da nach der 80-20-Strategie vor. Du weißt doch, mit 20 Prozent Einsatz hat man meistens schon 80 Prozent des optimalen Ergebnisses erreicht. Das muss reichen. Bei der Vorbereitung für die Klausuren lerne ich nur noch das Wichtigste. Ob ich nun eine Zwei oder eine Drei schreibe, spielt doch keine so große Rolle.

 

 

 Also mir wäre das zu viel. Ich brauche einfach die Zeit, um mich auf das Studium zu konzentrieren. Da kann ich mich nicht nebenher mit geschäftlichen Fragen auseinandersetzen. Und was sagt eigentlich die Krankenkasse dazu? Verliert man nicht irgendwann seinen Studentenstatus und muss dann den vollen Beitrag zahlen?

 Ja, das stimmt. Wenn man zu viele Stunden arbeitet oder zu viel verdient, zählt man bei der Krankenkasse nicht mehr als Student. So viel verdiene ich aber noch nicht mit meinem Unternehmen. Der Gewinn ist mir ja auch noch gar nicht so wichtig.

Ach nein? Und wieso machst du das dann? Doch wohl nicht zum Spaß?

 

 

Na ja, ein bisschen schon. Ich sehe es als eine „Übungsfirma". Wenn es nicht klappt, ist der Schaden nicht so groß und man ist nicht ganz so enttäuscht. Am wichtigsten sind mir im Moment einfach die Erfahrungen, die ich dabei sammle. Auch wenn es eine Mini-Firma ist, trage ich ja trotzdem schon ein bisschen Verantwortung. Schließlich haben wir ja zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen, die würden dann natürlich ihren Job verlieren. 



8.7. Scheitern

 

 

 Existenzgründer in der Falle

Die teure Kaffeemaschine ist weg, die Deckenlampen sind schon verkauft. „Es hätte funktionieren können", sagt Heike Szelinski, 47. Die Firmengründerin mit den großen grünen Augen sitzt auf einem Stuhl zwischen offenen Umzugskartons. Es sind die Trümmer ihres Geschäfts.

 Dabei waren doch anfangs alle von ihrem Konzept überzeugt, sagt sie, von der Idee, in Reutlingen ein Café mit Kinderbetreuung anzubieten, damit die Kleinen versorgt sind, während die Großen in den umliegenden Geschäften einkaufen. Eine Win-Win- Situation für die Eltern, die Händler, für Szelinski selbst. Die nötige Erfahrung mit Kindern brachte sie ohnehin mit, weil sie mit ihrer Firma Spaß und Co. bereits seit zehn Jahren an Wochenenden Kinder betreut. „Das war noch gut kalkulierbar." Vielleicht hätte sie eine richtige Marktanalyse machen sollen, um dann zu merken, dass die Reutlinger Mütter ihre Kinder bei den Omas lassen und ihren Kaffee lieber zu Hause trinken. Vielleicht wäre ein anderer Name besser angekommen, weil viele das Kathrinchen bis heute mit einer ehemaligen Kneipe verbinden, vor der sich hin und wieder Betrunkene prügelten. Vielleicht hätte sie beides beachtet, und es hätte trotzdem nichts geändert: weil jede Gründung ein Wagnis bleibt.

 

 

 Isabella Klesse kennt das Gefühl, kurz vor dem Scheitern zu stehen - obwohl sie im Grunde alles richtig machte, als sie 2009 eine Bremer Tanzschule übernahm. Den Businessplan schrieb sie wie Szelinski selbst und ließ anschließend die Zahlen von einem Profi checken. Erfahrung als Selbstständige hatte sie auch schon, und dass es einen Markt gab, sah sie am Erfolg der Vorbesitzer. „Dummerweise habe ich den Kaufvertrag unterschrieben, bevor die Finanzierung ko stand", sagt sie, „meine Unternehmensberaterin fiel fast vom Stuhl, als ich ihr das erzählt habe." Die folgenden Wochen seien brutal gewesen: Drei Banken lehnten den Kreditantrag ab, erst die vierte sagte zu.

 Es gibt auch Stolpersteine, die kaum vorhersehbar sind.,,Wir sind 2008 voll in die Wirtschaftskrise gerauscht", erzählt der Medienkünstler Benjamin Mayer, 31. Ein Jahr vorher hatte Mayer mit zwei Kollegen das lab binaer gegründet. Die Firma entwirft Medienexponate und ist in den Bereichen Messe, Museum, Kunst und Forschung tätig. Ein Beispiel für die Gestaltung multimedialer Messeauftritte: Zum Jubiläum der Augsburger Puppenkiste entwickelte sie eine mehrere Meter hohe Kiste, in der Besucher die Geschichte des Marionettentheaters hören und sehen konnten.

 

 

 Es sind Projekte wie dieses, an denen in Krisenzeiten zuerst gespart wird. „Teilweise wurden ganze Messen abgesagt, weil sich zu wenige Firmen anmeldeten", erinnert sich Mayer. Für uns war das eine harte Zeit. Wir wussten manchmal nicht, wie wir die nächsten Monate finanziell überstehen sollten." In der Not verwendeten sie ihre Energie darauf, neue Auftraggeber zu suchen. Klingelten bei Firmen und erzählten von ihrer Arbeit. Das sei zäh gewesen, habe sich aber langfristig gelohnt. „Manche haben sich ein Jahr später dann doch noch gemeldet." Inzwischen floriere das Geschäft.

 Die Bremer Ballettschule Polkadot ist ebenfalls erfolgreich: Nach kaum mehr als zwei Jahren hat sich Isabella Klesse so gut etabliert, dass sie kaum mehr Kapazitäten für weitere Kurse hat. Vor Kurzem gewann sie den Bremer Gründerpreis. Manchmal glaubt auch Heike Szelinski, dass sie mit ihrem Kindercafé einfach länger hätte durchhalten müssen. „Am Ende hatte ich aber einfach keine Kraft mehr." Selbst eine Powerfrau wie sie kommt mit 14-Stunden-Schichten und zwei eigenen Kindern ans Ende ihrer Kräfte. 15 Monate lang währte ihr Versuch. Wenn kaum Kunden kommen, ist das eine verdammt lange Zeit. Was von der Firma übrig bleibt: viel Frust, aber auch viele Erfahrungen. Ein neuer Job als Sekretärin und immerhin die Erfüllung einer kleineren Version ihres Traums - im Kids Camp in Metzingen betreut sie jetzt am Wochenende Kinder, deren Eltern in den Firmen-Outlets auf Schnäppchenjagd gehen Und wer weiß, vielleicht greift sie irgendwann noch einmal richtig an. Ich habe noch viele Ideen", kündigt Heike Szelinski schon an und klingt dabei wie eine Boxerin, die nach der Niederlage schon wieder an den nächsten Kampf denkt.

 


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